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Jens Joneleit

"Fruits & Vegetables" Serie
2021/22
(11 Werke)

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Es gibt sie in gelb, grün und braun. In langen und schmalen Formen. Weich, pelzig, süß und sauer. Sie sprechen alle unsere Sinne an und wecken Assoziationen. Sie gelten als gesund, fast jeder hat eine Lieblings- und eine weniger beliebte Sorte und eine Vorstellung im Kopf, wie sie aussieht: Die Rede ist von Obst und Gemüse. Im Alltag werden wir oft mit ihnen konfrontiert, mal mehr oder weniger in ihrer reinen Form. In kräftigen Farben und Formen und kombiniert mit Textelementen, blicken uns die Früchte und Gemüse in Jens Joneleits "Fruits and Vegetables"-Serie an, harmonisch ausbalanciert und gekonnt provozierend.


Die Kunst-Ikonografie-Kenner:innen unter uns spielen gedanklich die Bedeutung von Obst und Gemüse in der Kunstgeschichte durch und versuchen, das, was wir sehen, einzuordnen, scheitern aber, da sich keine klassische Referenz finden lässt. Alles wirkt zusammengewürfelt, kombiniert mit Text-Chat-Fragmenten, Message-Boxen -eine wilde Mischung. Pineapple zum Beispiel erzählt plötzlich von einem Hamster und seinem Freund, dem Hasen, bricht aber mitten in der Pointe ab. Bei Kiwi geht es im oberen Teil des Werkes um "menschliche Ablehnung" und gleichzeitig wird im unteren Teil das Medium "NFT-Kunst" vom Künstler selbst abgelehnt und die Betrachter:innen nach seiner persönlichen Meinung zu diesem Thema gefragt, wobei die Aufforderung zum Handeln eine im Bild notierte Telefonnummer enthält. Mit den an uns gerichteten Fragen fühlen wir uns teils direkt, teils subtil in das Bildgeschehen einbezogen und wissen zunächst nicht, was wir mit unseren Gedanken anfangen sollen.


Jens Joneleit spielt mit dem Unerwarteten, mit abrupten Gedankensprüngen und Themenwechseln, und mit den Betrachter:innen seiner Werke - gerade wenn man glaubt, es verstanden zu haben, wird einem bewusst, dass man getäuscht wird. Es gibt so viele Fragen, die Joneleits Werke aufwerfen, und die Antworten finden sich zwischen den Zeilen, oder auch gar nicht, denn im Grunde geht es weder um Obst und Gemüse noch um inhaltliche, schlüssige Aussagen.
 
Jens Joneleit begann seine "Fruits and Vegetables"-Serie als Reaktion auf eine Herausforderung, die ihm im Sommer 2021 gestellt wurde: ob Jens Joneleit auch figurativ malen würde. Für Joneleit ist eine Leinwand ein Erfahrungsraum. Er ist nicht daran interessiert, die Leinwand "außerhalb" der reinen Malerei zu verwenden - um z.B. einen gegenständlichen Raum zu inszenieren oder gar eine erkennbare Figur auf der Leinwand abzubilden. Und doch nimmt er die Herausforderung an, die sich ihm stellt, indem er in seiner "Fruits & Vegetables"-Serie die Definition der Figuration offen lässt.

 

In diesem Sinne suchen wir die Bildstruktur erneut ab und sehen eine Limette mit Hühnerfüßen, eine Avocado, die wie ein Frosch aussieht, der uns angrinst, eine Tomate, deren Form wir mit den Augen auf der Suche nach einer Art Gesicht nachzeichnen. Joneleit fragt: "Was macht eine Figur aus? - Braucht sie Arme, Beine, ein Gesicht? Nur weil etwas einen Torso, vier Gliedmaßen und einen Kopf hat, ist es noch nicht figurativ", sagt er und empfiehlt, nicht zu viel in diese Werke hineinzulesen, weder textlich noch visuell. Und doch liefert er ein Rätsel nach dem anderen. 


Auf der Suche nach dem Sinn prallen wir buchstäblich an der spiegelglatten Oberfläche ab und werden gleichzeitig von den einladenden Kompositionen gefangen genommen. Es ist genau dieser Zwiespalt, der die Serie so spannend macht und der sich auch in ihrer Ästhetik widerspiegelt: die malerischen, flächigen Inszenierungen, die reliefartige Texturen vortäuschen und genau diese Texturen werden auf einer flachen, aber glänzenden Oberfläche präsentiert, wie das Retina-Display eines Smartphones oder eines Tablets als allumfassende Instanz der nicht greifbaren Welt.
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